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Stender Magazin

„Wir gewinnen 95% unserer Energie durch Holz.“

Eric Bräuer — Verkaufsberater /8 Min. Lesezeit / 22. November 2023

 

Zu Besuch bei der Familie Kühne

Kostet Geld und Nerven:
Energie in der Gartenbaubranche

 

Wir waren zu Besuch bei der Familie Kühne und haben uns mit Karl Kühne über den aktuellen Stand in der Branche ausgetauscht. Neben den Themen Nachhaltigkeit, Torfausstieg und dem Verhalten der Politik ging es vor allem um eins: Energie.

Wir befinden uns inmitten einer Energiekrise. Diese trifft die gesamte Industrie. Besonders schwer ist die Landwirtschafts- und die Gartenbaubranche betroffen.

Schon seit längerem ist klar: Die perfekte Antwort, mit der sich alle Energiefragen klären lassen, gibt es nicht. Leider gibt es kaum Lösungen, die stark betroffene Betriebe alleine finden könnten. Hier muss staatliche Hilfe kommen – vor allem für den Mittelstand. Doch es gibt auch Betriebe, die trotz gestiegener Energiekosten besser zurechtkommen.

Bei Kühne setzt man schon lange auf eine Biomassefeuerung, um die nötige Wärmeenergie für knapp 30.000 m² unter Glas zu erzeugen. Und das mit Erfolg. Die Anlage ist in der aktuellen Situation von großem Vorteil. Wie das Ganze funktioniert, was es zu beachten gibt und was Vor- und Nachteile sind, erfährst du in diesem Artikel. Außerdem sprechen wir über weitere alternative Energien und Energieeinsparmöglichkeiten in der Gartenbaubranche.

Umsteigen … oder doch besser nicht?

Aktionismus vermeiden

Große Anschaffungen müssen gut überlegt sein. Ein genauer Blick in den aktuellen Energieverbrauch des Betriebs und die Einsparungsmöglichkeiten ist nötig. Denn erst so lässt sich ermitteln, wie hoch der Energiebedarf ist und welche Form der Energiegewinnung Sinn ergibt.

Doch wie kommst du an genau diese Zahlen? Strom lässt sich recht einfach über den Stromzähler messen. Das Thema Wärmeenergie ist komplizierter. Der Verbrauch lässt sich nur schwer alleine feststellen. Deshalb ist es am besten, sich Hilfe bei einem spezialisierten Energieberater zu holen. Eine erste Anlaufstelle kann die Landwirtschaftskammer sein.

Die Kosten für neue Anlagen sind hoch. Schnell können Beträge von 150.000 Euro zusammenkommen. Diese müssen sich wirtschaftlich gesehen lohnen, denn tun sie das nicht, dann werden sie zu einer Belastung, die sich niemand leisten will. Auch wenn der Drang hoch ist, jetzt aus eigener Kraft etwas zu bewegen, so muss auch klar sein, dass Förderungen für große Investitionen selten kurzfristig zu bekommen sind. Und klar ist auch: Ohne staatliche Förderung ist eine Umstellung oft unattraktiv.

 

 

 

Die Alternative dazu: kleine Veränderungen statt großer Investition.
Erneuern von Energieschirmen

Experten raten allen Betrieben jetzt auf kleine Veränderungen und Chancen zu achten. Das fühlt sich oft an wie   ein Tropfen auf den heißen Stein. Dennoch kann man einige Dinge tun. Einsparungspotenziale finden sich überall – und diese sollten zu 100 % genutzt werden.

Investieren in LED

LED-Lampen verbrauchen deutlich weniger Strom. Bis zu 85 % kannst du einsparen und das bei gleicher Leuchtkraft.

Produktion verschieben

Für den ein oder anderen ist es gegebenenfalls möglich, die Produktion bestimmter Sortimente nach hinten zu schieben und so Energie einzusparen.

Klar ist aber auch, dass die Politik handeln muss. Es braucht Unterstützung für kleine und mittelständische Betriebe. Denn nur über Einsparungen wird sich die Energiekrise kaum meistern lassen.

Energie durch Biomassefeuerung

So gewinnt der Gartenbaubetrieb Kühne 95 % der Wärmeenergie durch Holz

Im Familienbetrieb Kühne wird bereits seit 15 Jahren auf erneuerbare Energien gesetzt. Das ist kein Zufall. Als bei der letzten großen Ölpreiskrise die Preise stiegen, beschloss man in Dresden einen entscheidenden Schritt zu wagen. Die alte Ölheizung wurde außer Betrieb genommen und an ihre Stelle rückte eine Biomasseheizung.

Wie heizt man mit einer Biomasseheizung seine Gewächshäuser?

Die Biomassefeuerung arbeitet mit Restholz oder Landschaftspflegeholz. Dieses wird vorgetrocknet und fällt dann mit einer gewissen Restfeuchte in den Feuerraum. Dort wird es durch verschiedene Belüftungen zum Brennen gebracht. So wird warmes Heizungswasser erzeugt. Ein Nachteil ist, dass sich die Wärmeenergie schwerer bei einer Biomassefeuerung regulieren lässt. Das ist bei Gas oder Öl einfacher.

Damit überschüssige Wärmeenergie nicht einfach verpufft, wird die Wärme deshalb in zwei Pufferspeichern aufgefangen. So ist sichergestellt, dass in Lastspitzen, wenn der Energiebedarf besonders hoch ist, genug Wärme zur Verfügung steht. Auch nachts können die Gewächshäuser über die Pufferspeicher beheizt werden.

Das klappt bei Familie Kühne einwandfrei. Dort wird mit der Biomassefeuerung knapp 3 Hektar an Gewächshausfläche auf der richtigen Temperatur gehalten.

„Es ist wichtig, langfristige Energielösungen zu finden. Dabei kann es von Vorteil sein, auch auf lokale Biomasse zurückzugreifen. Wir gewinnen mittlerweile 95 % der Wärmeenergie aus Holz und kommen mit der regionalen Holzversorgung sehr gut zurecht.”

 

VORTEILE UND NACHTEILE

Für Unternehmen mit einem großen Wärmeenergiebedarf ist die Biomassefeuerung vergleichsweise preiswerter. Es lassen sich die Preise gerade in Zeiten wie diesen relativ konstant halten. Die Brennstoffkosten für Holz sind schlicht immer geringer als die für Gas und Öl.

Das Heizen mit Holz hat auch Vorteile für die Umwelt. Denn im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen kann Holz als weitgehend CO₂-neutral bezeichnet werden. Zu den Nachteilen für die Umwelt zählt dennoch die Emissionsbelastung. Diese ist bei nicht richtig eingestellten Feuerungen höher.

Der wohl größte Nachteil sind die Investitionskosten. Holzfeueranlagen sind oftmals um ein Vielfaches teuerer als vergleichbare Öl- oder Gasfeueranlagen. Jedoch gibt es Förderprogramme, die einen Teil dieser Differenz wieder ausgleichen. Durch die geringeren Brennstoffkosten amortisiert sich so der initial geleistete Betrag.

Weitere Nachteile sind normale laufende Kosten. Dazu zählen Stromkosten für die Anlage und Arbeitsleistung – die täglich investiert werden muss. Pflege, Wartung und Beschickung kosten Zeit und Geld.

FRAGENLISTE: AUF DIESE PUNKTE SOLLTEST DU ACHTEN

logo Nimm am besten Kontakt zu deinem Energieberater auf. Er kann dich beraten.

logo Klär ab, welche Biomasse du verbrennen möchtest. Das hat großen Einfluss darauf, was du für eine Anlage anschaffen solltest.

logo Welche Heiztechnik ist für dich am besten geeignet und zugelassen?

logo Prüf den Arbeitsaufwand:

  • Wo bekommst du das Holz her?
  • Wo lagerst du das Holz?

     Wie viel Betreuung braucht deine Anlage?

  • Wird deine Anlage automatisch beschickt oder von hand?
  • Wie hoch ist der Reinigungsaufwand?
  • Wie steuerst du die Anlage?

logo Wie viel Wärmebedarf hast du?

logo Wie viel Pufferspeicher brauchst du?

Extra Tipps:

logo Laufende Kosten für eine Holzfeueranlage lassen sich gering halten. Ein langfristiger Vertrag mit einem Holzlieferanten gibt beiden Seiten Planungssicherheit und bessere Einkaufskonditionen.

logo Isolierung ist und bleibt wichtig. So sollten auch die Energieschirme regelmäßig getauscht werden.

Für Kühne ist die Investition aufgegangen. Deshalb wird jetzt schon geplant, die Holzfeuerung zu erneuern und zu vergrößern. So will Familie Kühne noch die letzten paar Prozent abdecken. Die einzige Herausforderung: Aufgrund der aktuellen Lage gibt es Beschaffungsschwierigkeiten. Die Nachfrage nach Biomasse Heizungen
ist hoch.

 

Energie durch Biogas

Biogas – eine Option für den Gartenbau?

In Biogasanlagen entsteht Biogas durch die Vergärung von Biomasse. Die meisten landwirtschaftlichen Anlagen nutzen dafür Gülle oder Festmist – auch Energiepflanzen werden als Substrat oft verwendet. Besonders beliebt sind Mais-, Getreide- und Grassilage.

Mikroorganismen nutzen in der Biogasanlage die Biomasse nun als Nährstoff und Energielieferanten. Weil in der Biogasanlage kein Sauerstoff zur Verfügung steht (anders als beim Kompostieren) entsteht ein Überschuss an Energie – diese kann nicht genutzt werden.

So entstehen Methan und Kohlenstoffdioxid. Da diese Stoffe gasförmig sind, trennen sie sich vom Gärsubstrat und bilden die Hauptkomponente des Biogases.

Gewonnenes Biogas ist eine sehr beliebte Energiequelle. Die meisten Biogasanlagen speisen das Gas in ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) ein. So kann das Gas direkt zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden.

Doch das Biogas muss nicht zwangsläufig selbst verwendet werden. Es lässt sich auch zu Biomethan aufbereiten und ins Erdgasnetz einspeisen.

Biomethan ist ein Allrounder unter den erneuerbaren Energien – es hat die gleiche Qualität und Eigenschaft wie fossiles Erdgas und kann genauso vielseitig eingesetzt und vermarktet werden. Genau deshalb bietet der Verkauf von Biomethan auch hohe Absatzchancen.

Biogas hat viele Vorteile und trägt zur Kreislaufwirtschaft entscheidend bei. Selbstgeschaffene Biomasse in Form von landwirtschaftlichen Produkten kann so vor Ort weiterverarbeitet werden. Strom und Wärme können selbst erzeugt werden.

Interessant sind Biogasanlagen vor allem dann, wenn genügend Biomasse zur Verfügung steht. Dies ist für die meisten Gartenbaubetriebe vermutlich nur dann der Fall, wenn eine Kooperation mit anderen Betrieben, zum Beispiel aus der Landwirtschaft, eingegangen wird. Steht ausreichend Biomasse zur Verfügung, dann lohnt es sich, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.

Energie durch Photovoltaik

Wann lohnt sich der „günstige” Strom?

Betriebseigenen Strom zu erzeugen, klingt verlockend. Doch ist das wirtschaftlich?
Diese Frage zu beantworten, ist tatsächlich nicht so einfach.

Die Landeskammer schreibt dazu auf ihrer eigenen Website:

„Doch wie viel des von einer Photovoltaikanlage erzeugten Stroms kann vor Ort verbraucht werden? Die einfachste Methode, dies herauszufinden, ist es, eine Photovoltaikanlage zu installieren und den Eigenverbrauch im Betrieb zu messen. Klarer Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass der für die Wirtschaftlichkeit wichtige Eigenverbrauch nicht im Vorhinein bekannt ist und damit die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens im Vorhinein nur schlecht abgeschätzt werden kann.“

Dieses Risiko ist aus unternehmerischer Sicht natürlich untragbar und zeigt, wie schwierig es sein kann, die richtige Entscheidung zu treffen.

Damit sich eine Photovoltaikanlage tatsächlich lohnt, muss der Eigenverbrauchsanteil des günstig erzeugten Stroms hoch sein.

Das Problem dabei: Sowohl die Stromerzeugung als auch der Stromverbrauch schwanken über den Tag. Deshalb reicht es oft nicht aus, nur eine PV-Anlage auf dem Dach zu installieren.

Das Problem dabei: Sowohl die Stromerzeugung als auch der Stromverbrauch schwanken über den Tag. Deshalb reicht es oft nicht aus, nur eine PV-Anlage auf dem Dach zu installieren.

Das Problem dabei: Sowohl die Stromerzeugung als auch der Stromverbrauch schwanken über den Tag. Deshalb reicht es oft nicht aus, nur eine PV-Anlage auf dem Dach zu installieren.

Um den Eigenverbrauch zu erhöhen, ist ein Stromspeicher entscheidend. Mit diesem lässt sich der gewonnene Strom speichern und der Eigenverbrauch erhöhen. Dabei ist die Auswahl eines passenden Speichersystems wichtig. Entscheidend ist die Frage, wie viel Leistung zu welcher Zeit benötigt wird.

„Die Speicheranlagen sind bezüglich der Be- und Entladeleistung limitiert. Wird kurzzeitig durch starke elektrische Motoren oder andere Großverbraucher eine hohe Leistung angefordert, kann diese nicht zwangsweise von der Speicheranlage bereitgestellt werden. Umgekehrt ist auch die Beladung des Systems begrenzt, sodass Überschüsse weiter in das Netz eingespeist werden.”

Damit du wirklich einschätzen kannst, welchen Stromspeicher du brauchst, solltest du dich genau informieren. Einen ersten Überblick kannst du auf der Seite www.carmen-ev.de (Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk e.V.) finden. Diese veröffentlichen regelmäßig eine Marktübersicht, welche Speichersysteme derzeit zur Verfügung stehen.

Klarer Vorteil: Hat man sich vorher richtig beraten lassen, verbaut in der Folge die richtige Anlage und erhält zusätzliche Fördergelder, dann lässt sich Strom tatsächlich verhältnismäßig günstig erzeugen. Jedoch stehen dem gegenüber die hohen Anschaffungskosten. Die Wirtschaftlichkeit lässt sich teilweise nur schwer einschätzen. Deshalb ist eine genaue Prüfung notwendig.

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Fazit

Das Thema Energie wird uns noch lange Zeit beschäftigen. Viele Probleme werden sich nicht sofort lösen lassen. Andere vielleicht schneller als gedacht.

Steigende Preise machen es der gesamten Branche schwierig. Von Kartonage über Verpackungen bis hin zum Dünger. Alle Preise mussten durch die aktuelle Situation nach oben korrigiert werden. Jedoch kann der Umstieg auf eine alternative Energie mittel- bis langfristig eine sehr gute Investition sein.

Wichtig ist es, sich frühzeitig mit diesen Problemen zu beschäftigen. Experten in Fragen der Energie können weiterhelfen und Förderprogramme aller Art lassen sich auf den offiziellen Seiten im Internet finden. Solltest du eine Ergänzung zu diesem Beitrag oder weitere Tipps haben, dann schreib uns gerne.

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